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Berlin 2017

1. Tag

Es ist wieder mal so weit: Franz hat Geburtstag und wir verbringen ihn dieses Mal in Berlin. Am Donnerstag fliegen wir um 9 Uhr mit der LH2034 von München nach Berlin-Tegel. Franz hatte noch Meilen übrig und die hauen wir heute in der Business Class auf den Kopf, also gibt es heute das Frühstück vor dem Flug in der Lounge, bevor wir zum Gate gehen. Das Wetter ist schön und der Flug ebenfalls. Unser Gepäck ist auch mit uns mitgeflogen. Der Tegeler Flughafen ist ziemlich "eng" und so wuseln wir erst einmal mit unseren Koffern an den auf den Abflug wartenden Passagieren vorbei Richtung Bushaltestelle. Wir erstehen ein Tagesticket für 7€ / Person und lassen uns mit dem Bus X9 Richtung Zoologischer schaukeln. Nach 4 Stationen wechseln wir am Ernst-Reuter-Platz in die U2 Richtung Pankow und steigen erst am Spittelmarkt (11 Haltestellen und insgesamt eine knappe Stunde später) wieder aus. Unser Hotel soll direkt am Spittelmarkt: Cosmo Hotel Berlin Mitte, Spittelmarkt 13, 10117 Berlin, liegen. Na, dann mal raus aus der U Bahn und ein Blick nach links, einer rechts, und wo ist denn nun das Hotel? Da kommt schon eine ältere Berlinerin auf uns zu und fragt, ob sie uns helfen könne. Wirklich sehr nett. Gemeinsam entdecken wir dann ziemlich genau vor unserer Nase das Hotel, dessen Schriftzug leicht hinter den Bäumen versteckt war. Wer lesen kann ist klar im Vorteil. Also nur noch bei den Ampelmännchen über die Straße und rein ins Hotel. Wir deponieren kurz unser Gepäck, bevor wir so gegen 11:30 Uhr auf unsere erste Erkundungstour aufbrechen. Wir marschieren bei strahlendem Sonnenschein Richtung Nikolaiviertel. Das kennen wir schon von unserem letzten Berlinaufenthalt, aber die verwinkelten Altstadtgassen zwischen Alexander Platz und Spreeufer mit den kleinen Läden und Lokalen sind immer wieder schön. Hier gab es - laut offiziellem Nikolai-Viertel-Flyer - "Ende des 12. Jahrhunderts die ersten Berliner Häuser, der erste Markt und natürlich auch die erste Kirche". Die Nikolaikirche mit den beiden grünen Spitztürmen ist heute ein Stadtmuseum. Am Spreeufer genießen wir im Café Mia ein Berliner Radler - es schmeckt - während wir den Ausflugs-Sightseeing-Booten zuschauen, die pausenlos vorbeischippern. Entspannt geht es weiter zum Berliner Dom. Hier werden wir als erstes von 2 jungen Damen angesprochen, die jedoch sofort verschwinden, als ein Wachmann auftaucht. Auf der Treppe zu den Domstufen haben wir schon den Hinweis "beware of tricksers" gelesen. Also passen wir ein bisserl mehr auf unseren Geldbeutel auf. Die Eintrittspreise in den Dom und die Museen sind generell "stolz". Wir verzichten mal vornehm. Unter den Linden schlendern wir weiter, werfen noch einen Blick in die Humboldt-Universität und drehen dann ab Richtung Potsdamer Platz. Hier hat der Fotoapparat wieder seinen Großeinsatz. Die Architektur des Sonycenters ist aber auch gewaltig.


Da wir ja eine Tageskarte für den öffentlichen Verkehr habe, fahren wir ein kurzes Stück zum Anhalter Bahnhof. Das war einst der größte Bahnhof Berlins, wurde aber im 2. Weltkrieg völlig zerstört. Heute ist nur noch eine Ruinenfassadenwand davon übrig. Auf der anderen Seite der großen Freifläche ist noch das Velodrom zu bewundern. Nun noch zum Check Point Charlie und dann über den Gendarmen Markt wieder Richtung Hotel. Check Point Charlie ist wie immer von Touristen-Knips-Gruppen umlagert. Der Gendarmen Markt mit dem Deutschen und dem Französischen Dom ist eigentlich ein recht idyllischer Platz in Berlin Mitte. Aktuell finden jedoch abends Classic Open Air Aufführungen statt und deshalb ist der gesamte Platz um den Französischen Dom mit einem abgehängten Metallzaun abgesperrt. Die abendlichen Aufführungen kosten ab 45€ auf den schlechtesten Plätzen. Als wir gerade vorbei gehen, können wir ein wenig von der Probenmusik "erlauschen". Im Turm des Deutschen Doms ist eine Geschichtsausstellung zur Demokratie in Deutschland. Diese Ausstellung ist recht interessant. So, nun sind wir aber für den ersten Tag genug herum gelaufen. Deshalb erst mal zurück ins Hotel und noch ein wenig ausgeruht, bevor wir dann zum Abendessen los gehen. Vor dem Abendessen im Nikolai Viertel machen wir noch einen kurzen Umweg zum Museumshafen. Dann steuern wir ein Lokal an, das uns am Nachmittag gefallen hat. Leider ist der Gartenbetrieb dort am Abend eingestellt. Doch da das Wetter noch richtig angenehm warm ist, wollen wir gerne draußen sitzen. Und so verschlägt es uns schließlich zum Georgbräu, wo uns Biergartenatmosphäre an der Spree erwartet. Und wären da nicht die ziemlich angetrunkenen Chinesen und der ebenfalls angetrunkene Kellner, wär's eigentlich recht schön. Irgendwann erhalten wir dann auch das hausgebraute Bier und unser Abendessen. Ein kleiner Spaziergang noch mit Blick auf die untergehende Sonne und den Nachthimmel und dann sind wir wieder müde im Hotel.


2. Tag

Wir haben gut geschlafen und genießen natürlich wieder zuerst ausgiebig das Frühstück im Hotel bevor wir uns wieder bei strahlendem Sonnenschein ein Tagesticket am Automat ziehen und unsere heutige Besichtigungstour starten. Was haben wir heute vor? Zunächst gehen wir an der Spree entlang und am Auswärtigen Amt vorbei Richtung Unter den Linden. Unterwegs laufen uns noch diverse Brücken, Denkmäler und Bauten, die renoviert / generalüberholt werden vor die Kamera. Die Baustelle für das Schloss ist zwar die größte, aber durchaus nicht die Einzige. Unter den Linden entern wir dann den Doppeldeckerbus Nummer 100. Mit ihm kann man praktisch eine Sightseeing-Tour vom Alexander Platz bis zum Bahnhof Zoo machen. Wir steigen jedoch am Reichsstag schon wieder aus. Bummeln von dort Richtung Hauptbahnhof - eine beeindruckende Architektur -, zum Kanzleramt und über den anschließenden Park zum Haus der Kulturen. Hier warten wir und warten wir bis endlich mal wieder der 100er Bus kommt und fahren dann ohne weitere Fahrtunterbrechung bis zur Gedächtniskirche. Im Europacenter beim Weltkugelbrunnen genehmigen wir uns bei ca 30°C ein Cola. Richtung Tiergarten geht es dann weiter zum Gaslaternen Freilichtmuseum im Park. Für mich und meine Kamera ein absolutes Highlight. Wer's halt nostalgisch mag. Über diverse Parks kommen wir zur Siegessäule und steigen schließlich am Schloss Bellevue wieder in den 100er Bus ein.


So ist es wenigstens geplant. Aber der 100er mag uns anscheinend nicht. Er kommt und kommt nicht. Und als er dann kommt , ist er natürlich sowas von überfüllt, dass wir nur mit knapper Müh und Not einen Stehplatz ergattern. Die Wartezeit vor Schloss Bellevue haben wir uns mit einer komödiantischen Einlage eines älteren, gut situierten Ehepaars verkürzt, das sich stritt, ob man nun nochmals stempeln solle oder nicht. Er, Ernst, war knickrig und wollte nicht, seine Frau war genervt und wollte stempeln. De facto sind sie dann mit uns eingestiegen und schwarz gefahren. Der Bus kommt nur mühsam vorwärts und so dauert der Rückweg eine gefühlte Ewigkeit. Am Berliner Dom steigen wir wieder aus und kehren im Café Mia - kommt mir bekannt vor - wieder ein. Heute darf's zum Getränk auch noch ein Stück Kuchen sein. Sehr lecker.

Beim Rückweg entdecken wir einen Hinweis auf ein spanisches Tapas Restaurant. Na, das wär doch was für den Abend. Nochmals kurz ins Hotel und dann gegen 19 Uhr in das Restaurant Tapas y más, in der Grünstraße 17. In einem tollen Innenhof genießen wir unsere Tapas und den Rotwein. Der heutige Tag war super, aber er ist noch nicht vorbei. Die "Reiseleitung" (Christa) will noch zum Hafenfest nach Alt-Tegel. Hier soll es neben Musikbühnen um 22:55 Uhr ein Feuerwerk "Tegel in Flammen" geben. Also mit der U-Bahn nach Alt-Tegel und dann den Leuten nach zum Tegeler See. Wir dürfen trotz Rucksack und Kameratasche aufs Gelände - Glück gehabt. Anderen Besuchern werden Deosprays und Flaschen abgenommen. Wir sehen halt doch ziemlich seriös aus, oder man hält uns für Presseleute. An den Buden, den Musikbühnen und der Greenwich-Promenade entlang gehen wir zum See. Die Sonne geht extra für uns spektakulär unter. Nur Franz kämpft bereits um 21 Uhr aussichtslos gegen die bissigen Mücken. So entscheiden wir uns, das Feuerwerk Feuerwerk sein zu lassen und wieder zurück zu fahren. Und das ist gut so.

 


3. Tag

Samstag, der 22. Juli, da war doch was ... Ja klar, Franz hat Geburtstag. Das erste Geburtstagsgeschenk hat er gestern schon bekommen: Mückenstiche. Der linke Unterarm ist ziemlich rot und juckt und auch zwischen den rechten Fingern haben ein paar Mücken gemeint, sich verewigen zu müssen. Biester! Da gefällt ihm mein Geburtstagsgeschenk - ein Gutschein für Massagen und ein weiterer für eine Kameraregenhülle - schon besser. Wir sind schon um kurz nach 7 Uhr beim Frühstück, weil wir bereits für 9:15 Uhr einen Termin auf der Reichstagskuppel haben. Mindestens 15 Minuten vorher soll man dort sein, steht auf dem Einlassschein, den wir uns übers Internet besorgt haben. Dann mal los und mit der U-Bahn Richtung Brandenburger Tor. So leer sieht man das Brandenburger Tor tagsüber selten und heute wohl schon gleich gar nicht mehr, denn heute findet der CSD (Christopher Street Day) in Berlin statt. Da werden wir aber einen großen Bogen drum herum schlagen. Also dann mal zum Reichstagsgebäude. Der Einlass für vorangemeldete Besucher - sind wir - ist an der Scheidemannstraße auf Höhe des Westportals des Reichstagsgebäudes. Bingo, das finden wir und werden gleich - ohne langes Anstellen - rein gelassen. Das Handgepäck wird wie beim Flughafen durchleuchtet und danach sind wir auch schon drinnen. Na, das ging aber flott. Es ist kurz vor 9 Uhr. Mit dem "geführten" Fahrstuhl sind wir ruck zuck auf der Aussichtsterrasse.

Erst einmal ein genüsslicher Rundblick im Sonnenschein über Berlin. Neben Hochhäusern sieht man auch die vielen großen Grünanlagen. Dann aber rauf auf die Reichstagskuppel , von deren Glaskon-struktion wir so begeistert sind. Es ist wirklich eine großartige Architektur. Und hier noch ein paar Reiseführerdaten: "Die Kuppel des Reichstag wiegt 1200 Tonnen , sie hat einen Durchmesser von 38 Meter und eine Höhe von 23,5 Meter. Täglich wollen durchschnittlich 8000 Besucher die Kuppel des Reichstags besichtigen. Alle drei Monate wird die Kuppel gereinigt und diese ist dann für Besucher gesperrt." Die letze Reinigung war am Donnerstag und Freitag.

Nach diesem aussichtsreichen Erlebnis fahren wir mit der U-Bahn Richtung Schloss Charlottenburg (erst mit der U2 bis Ernst-Reuter-Platz, dann mit der U7 Richtung Schloss Charlottenburg). Die ersten bunten Besucher des CSD stärken sich schon mit Alkohol in der U-Bahn. Wir sind froh, diesen Rummel zu umgehen. Schloss Charlottenburg ist zwar leider auch teilweise wegen Außenrenovierungsarbeiten "maskiert", aber die Parkanlage ist ein wahrer Augenschmaus für Blumenliebhaber. Es blüht an allen Ecken und Enden.

Nach der Parkbesichtigung fahren wir mit der U7 Richtung Rathaus Spandau und steigen bei der Zitadelle aus. Eine kurze Orientierung - Franz mit Handy, ich mit Nachfrage bei Passanten - finden wir die Zitadelle auch. Für 4.50€ dürfen wir sie auch besichtigen. Neben geschichtlichen Ausstellungen gefällt uns besonders der Juliusturm, den wir natürlich erklimmen um von dort aus ins Grüne zu schauen. Es ist wieder mal brennheiß und so beenden wir unseren kulturellen Ausflug im angeschlossenen Biergarten. Unser "unbandiger" Durst, wird hart auf die Probe gestellt. Die Bedienung ist mit etwa 10 Gästen maßlos überfordert. Es dauert schon mal ca. 15 Minuten bis sie bei uns vorbei schaut. Nach mehr als 30 Minuten haben wir dann doch tatsächlich schon unser Gösser Radler, das ziemlich schnell verdunstet. Als wir schwarze Wolken am Himmel entdecken, entschließen wir uns zurück ins Hotel zu fahren. Und diese

Entscheidung ist goldrichtig , denn gerade als wir ins Hotel rein gehen, fängt es richtig zu regnen an. Ach, was heißt hier regnen, es schüttet, was nur runter geht. Die Straße ist ziemlich schnell unter Wasser. Wir begutachten die Sintflut vom trockenen Zimmer aus.

Abends, als wir uns zum Essen aufmachen, ist der Spuk wieder vorbei. Die Sonne scheint und wir sind trockenen Fußes um 20 Uhr wieder bei "unserem" Spanier. Das Essen und der Wein sind wieder vorzüglich. Ohne weitere große Umwege/Spaziergänge schlendern wir danach gemütlich zurück ins Hotel.


4. Tag

Die Nacht hat den Mückenstichen gut getan, Franz jedoch nicht: der linke Arm ist richtig verschwollen und der rechte Ringfinger ebenso. Den Ring bringt er nicht mehr herunter. Beim Frühstück lassen wir uns Eisbeutel geben um die Schwellung zu kühlen. Eine offene Notapotheke gibt es laut Rezeptionisten am Hauptbahnhof. Wir machen uns zunächst auf Richtung Alex, weil wir dort ebenfalls Apotheken vermuten, die eventuell geöffnet sind. Eine Apotheke finden wir, aber sie ist geschlossen. Weil wir nun schon in der Gegend sind, fahren wir weiter zu den Hackeschen Höfen und fotografieren dort noch ein wenig. Die S-Bahn zum Hauptbahnhof ist heute unterbrochen, also geht es mit der Straßenbahn weiter. Und unterwegs entdecke ich eine 365-Tage-offen-Apotheke. Also an der nächsten Haltestelle beim Friedrichsstadtpalast raus und die eine Station retour. Der Apotheker ist wahnsinnig freundlich und verabreicht Franz eine cortisonhaltige Salbe und Allergietabletten. So, jetzt cremen, Tablette schlucken und hoffen, dass die Schwellung und der Ruckreiz verschwinden. Damit sparen wir uns die Weiterfahrt zum Hauptbahnhof und setzen unser eigentliches "Schlechtwetterbesichtigungs-programm" fort. Wir fahren ein paar sehenswerte U-Bahnstationen an. Schön ist z.B. die Station Wittenbergplatz (U1/U2/U3), wo der Bahnhofseingang mit Läden und Plakaten den Charme um die Jahrhundertwende (1900) versprüht. Auch die kathedralenartige U-Bahn Station Heidelberger Platz (U3) in Wilmersdorf und die "fürstliche" Station Hohenzollernplatz (U3) sind sehenswert. Die Station Dahlem Dorf (ebenfalls U3) wartet sogar mit einem reetgedeckten Bahnhof auf. Das soll's dann mal mit U-Bahnstationen für dieses Mal gewesen sein.


Wir fahren zurück zum Hotel und genehmigen uns noch ein Abschiedsgetränk gegenüber von unserem Hotel. Ich bin sogar "mutig" und probiere eine "Berliner Weiße rot". Na, so ganz ist das nicht mein Geschmack, aber trinken kann man's.
Franz bleibt noch gemütlich sitzen während ich kurz die Axel-Springer-Straße entlang sprinte um die letzten Sightseeing-Fotos zu schießen. Um 15 Uhr holen wir unser Gepäck aus dem Hotel und beginnen wieder die Rückreise zum Flughafen mit U-Bahn und Bus.
Am Flughafen ist richtig starker Betrieb und die Leute wuseln nur hektisch hin und her. An einem Lufthansa Schalter sagt man uns, dass man das Gepäck erst 90 Minuten vor Abflug aufgeben könne, aber wir könnten es ja mal am anderen Ende des Flughafens versuchen. Also den Flughafen einmal zu Fuß umkreist und schon sind wir bei einer freundlichen Dame vom Bodenpersonal, die unsere Koffer eincheckt. Das Gepäck sind wir los und die Lounge ist auch gleich in der Nähe. So, jetzt lassen wir uns wieder verwöhnen. Franz mag's herzhaft (Bouletten), ich genehmige mir ein Eis. Tja und so kleine süße Teilchen mit einem Glas Wein schmecken uns beiden. Beim Abflug staut sich wieder alles vor dem Schalter und der Rückflug verzögert sich auch um 20 Minuten. Der Pilot entschuldigt sich: "Sowas hab ich auch noch selten erlebt, wie hier das Gepäck verladen wird. Und wie man bei uns in Bayern sagt: Da hat der Spaß ein Loch!". Den Spruch kannte ich zwar nicht, aber er passt.


Der Flug selbst verläuft dann problemlos und um kurz vor 22 Uhr sind wir wieder zu Hause.

Die Auswirkungen der Mückenstiche konnte man zwar noch leicht am nächsten Tag sehen, aber die Salbe hat wirklich Wunder bewirkt.